5. Andacht 24. Dezember Heiligabend

Gott in unserer Mitte

                                                                                                        Foto: Marianne Schirrmeister

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Hans-Peter Funhoff:
Heute ist Heiligabend. Ich bin so froh, dass wir hier an der Krippe stehen, ganz nah am Stall und dem Stern von Bethlehem. Und doch ist es anders als in früheren Jahren.

Im letzten Jahr wurden wegen der Pandemie viele Gottesdienste in Präsenz abgesagt. Stattdessen gab es Fernsehgottesdienste, die man sich im Wohnzimmer ansehen konnte. Vielen Leuten fehlte da allerdings die Weihnachtsatmosphäre.

Regina Soot:
Mir hat der Heiligabend im letzten Jahr aber eigentlich auch ganz gut gefallen.
Ja, es war weniger Action – aber der Abend in der offenen, schön beleuchteten Lutherkirche mit Stille, Orgelmusik, der Weihnachtsgeschichte und manch einer netten Begegnung hatte seinen ganz eigenen Charme.

Hans-Peter Funhoff:      
Ja – Atmosphäre scheint ein wichtiger Teil von Weihnachten zu sein. Gott sei Dank, dass wir in diesem Jahr wieder Gottesdienste in den Kirchen und hier an der Krippe feiern.

Regina Soot:
Ich finde die Atmosphäre auch echt wichtig. Gerne erinnere ich mich an den Heiligabend in meiner Kindheit und Jugend zurück:. Zuhause gab es nach den obligatorischen „Würstchen mit Kartoffelsalat“ viel Gesang und Instrumentalmusik. Und die anschließende Bescherung endete schon fast traditionell in einer Hektik: „Ach ist es denn schon so spät?“ – Wir mussten los zur Christmette, bei der die ganze Familie als Ministranten, Lektoren und im Kirchenchor eingespannt war. Darauf hatte ich mich schon über Wochen gefreut: Über 20 Ministranten, viel Weihrauch, frohlockender Chorgesang und eine schön laute Orgel - das habe ich geliebt. Das schönste war immer das Gemeindefest nach der Christmette: Meist blieben wir bis zwei oder drei Uhr nachts im Gemeindehaus bei Punsch, Wein und leckerem Gebäck. So lange durften wir sonst nie wachbleiben.

Hans-Peter Funhoff:
Ja, wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich an die vollen Kirchen. Man musste früh genug da sein, um überhaupt einen Platz zu bekommen. Es gab Krippenspiel und weinende Kinder, die ungeduldig die Bescherung erwarteten, insgesamt eine gewisse erwartungsvolle Unruhe.

Ich habe noch das Bild meiner Kindheit vor Augen: Es hatte geschneit, ich ging mit meiner Mutter durch den Schlosspark, der Schnee knirschte unter meinen Füßen. Die Schlosskirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, es war warm, fast zu warm und ich erinnere ein Gefühl der Geborgenheit und dann kam die Weihnachtsgeschichte: „Es begab sich aber zu der Zeit …“

Ist das eigentlich eher eine sentimentale Erinnerung? Aber die Erfahrung unserer Kindheit hat unser Leben ein Stück weit geprägt. Heiligabend, Weihnachten - worauf kommt es da eigentlich an?

Ein wesentlicher Teil ist für mich wirklich die Atmosphäre, die mich aus dem Alltag herausholt, die mir nicht nur meinen Geist, sondern meinen ganzen Körper öffnet für die Weihnachtsbotschaft – ganz still und ruhig oder laut und mächtig mit Gänsehaut-Momenten.

Lied: Stern über Bethlehem EG 544

Lesung: Weihnachtsgeschichte Evangelium nach Lukas Kapitel 2
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Gedanken zur Weihnachtsgeschichte

Dazu Postkarte von Beate Heinen (https://bibelwelt.de/riss-realitaet/)

Mitten in der Nacht, während alles in tiefem Schlaf liegt, wird am Rande der Gesellschaft in einer Arbeiterfamilie ein Kind geboren. Das sind keine Umstände, die dafür sorgen, dass die Welt davon erfährt. Das ist kein Ereignis, das die Leute wirklich interessiert, geschweige denn, dass man es sich über 2000 Jahre lang weitererzählt.

Und trotzdem feiern wir heute die Geburt des Christkindes, den Geburtstag Jesu, wie man andere Geburtstage auch feiert, aber dieser Geburtstag ist anders, weil er das Leben der Menschen veränderte, weil Christus das Licht in die Welt gebracht hat, Licht und Hoffnung und Frieden für die Welt.

Die Postkarte von Beate Heinen bringt es sehr anschaulich ins Bild: Von diesem so alltäglichen und uninteressanten Geschehen scheint in diesem Fall eine grandiose Strahlkraft auszugehen.

Die Menschen, die in der Bibel davon berichten – sie sprechen von einem hellen Stern, von jubilierenden Engeln, von einer Begeisterung der Menschen, die eigentlich nichts zu lachen haben.

Die Hirten und letztlich auch die drei Weisen haben dieses göttliche Ereignis, diesen Lichtblick mitten im Alltag der Menschen entdeckt. Sie hatten einen Blick dafür und sie waren offen für diese Erfahrungen.

Und vielleicht kann dieses Weihnachtsfest uns daran erinnern, dass wir unseren Blick wieder stärker auf die Lichtblicke, die wunderbaren Menschen und Dinge um uns herum richten. Dass wir uns – egal wie dunkel sich unsere eigene Welt gerade anfühlt – immer wieder neu auf die Suche nach dem Licht machen, weil wir es für möglich halten und weil wir immer noch damit rechnen – dass Gott in unserer Mitte ist und wir das auch spüren können.

„Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle,
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht
Menschenleben herrlich macht.“

Lied: Tragt in die Welt nun ein Licht EG 571

Segensbitte und Weihnachtssegen

In dieser Stunde, in dieser Heiligen Nacht öffnet sich der Himmel über allen, die im Dunkeln leben. Das Licht Gottes durchbricht diese Nacht, durchbricht die Dunkelheit.

Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und strahle in unser Leben hinein.
Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und erwärme unsere Herzen.
Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und entzünde dein Feuer, wo keine Hoffnung mehr ist.
Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und stifte Frieden, da, wo Streit herrscht.
Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und beruhige die erhitzten Gemüte.
Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und bringe Freude, da, wo Trauer und Leid herrschen.
Du Licht aus der Höhe,
komm zu uns und erleuchte die Welt mit deiner Liebe.

Ja, du Licht, komm zu uns in dieser Stunde und mach uns bereit und offen für deine Ankunft, damit wir deinen Segen entdecken …

Gott segne euch und behüte euch,
Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch
und erwärme euch.
Gott gebe sein Licht in eure Herzen
und in eure Familien und schenke euch Frieden.
… im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Lied: O du fröhliche EG 44

Verantwortlich:
Hans-Peter Funhoff und Regina Soot