Friedenskind lacht

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Vorbereitet und gestaltet von einem Team des Ökumenischen Kirchenladens Bad Harzburg

Musik Posaunenchor

Begrüßung „An der Krippe gelacht“.  Mit diesem Gedanken haben wir die diesjährigen Krippenandachten überschrieben. Anlass dazu war die 3. Strophe des Liedes „Stille Nacht, heil´ge Nacht“, in der es heißt: „Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus seinem göttlichen Mund.“

Der Arbeitskreis Ökumenischer Kirchenladen als Veranstalter der Krippenandachten hat die heutige Andacht vorbereitet und wir freuen uns, dass wir sie auch in diesem Jahr feiern können. Der Winterduft von nebenan, der Wintertreff und Familie Zech fehlen uns als Nachbarn an der Krippe.

Die Weihnachtskrippe strahlt in diesem Jahr anders, nicht nur durch den freien Blick von der Bummelallee.

„An der Krippe gelacht“.  Mit diesem Motto wollen wir der Weihnachtsfreude besonders auf die Spur kommen. Wir wollen uns von einem Kind anlachen lassen. Und das Kind mit unserem Lachen willkommen heißen, wie wir es mit neugeborenen Kindern ganz selbstverständlich tun.

Herzlich willkommen zu „An der Krippe gelacht“ - im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Krippenwitz

Psalm 126

Die Bibel überliefert uns eine wunderbare Formulierung über das Lachen. – Und zwar in einem alten Lied, das die Menschen im Volk Israel vor mehr als 2500 Jahren gesungen haben. Sie haben es gesungen, als sie aus ihrer Heimat verschleppt waren und gefangen in Babylon. In diesem alten Lied heißt es:

     „Wenn der HERR, unser Gott, die Gefangenen Zions erlösen wird,

     dann werden wir sein wie die Träumenden.

     Dann wird unser Mund voll Lachens sein

     Und unsere Zunge voll Rühmens.“

     „Wenn der HERR uns aus der Gefangenschaft befreien

     Und wieder nach Hause bringen wird,

     dann wird unser Mund voll Lachens sein.“

In diesem Jahr können wir die ungeheure Befreiungskraft dieses alten Liedes besonders gut ermessen und nachempfinden:

     „Wenn der HERR uns von Corona erlösen wird,

     dann wird unser Mund voll Lachens sein.

     Dann werden wir sein wie die Träumenden,

     und unsere Zunge wird voll Rühmens sein.

     Wenn wir einen Impfstoff haben, der uns schützt,

     Dann wird unser Mund voll Lachens sein,

     und wir werden diesen Mund nicht mehr verbergen müssen hinter Masken.“

Ich wünsche allen, die heute hier sind, dass sie die Worte dieses alten Liedes mit nach Hause nehmen, in ihrem Herzen behalten und sich erinnern, wenn es so weit sein wird:

     „Wenn der HERR uns von Corona erlösen wird,

     dann wird unser Mund voll Lachens sein.“

Wir dürfen jetzt schon wissen:

Das wird passieren! Und die meisten von uns werden es erleben dürfen.

Lied: EG 18

Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt dass Friede werde, kommt, dass Friede werde.

Impuls Teil 1

Bei Frömmigkeit und Religion vergeht einem normalerweise das Lachen, da hört der Spaß auf.

Da geht es um tiefsinnige Weltdeutung, um Wahrheit und Irrtum, um Schuld und Sühne, um Sünde und Gericht, um Ohnmacht gegenüber einem Allmächtigen, um Gerettetwerden und Verlorengehen, um letzte Dinge, um Tod und Leben, kurzum: Bei Religion geht es immer ums Ganze. In diesem Horizont gibt es nichts zu lachen.

Wer in Bad Harzburg lachen will, geht nicht in die Kirche, sondern ins Bündheimer Schloss. Dort sorgt der Kulturklub mit Comedy und Kabarett für Lachen und Lacher.

Menschen zum Lachen zu bringen, ist eine hohe Kunst, - zumindest für erwachsene Menschen. Ein kleines Kind schafft es meist spielend. Mit einem eigenen Lachen bringt jedes Baby die zum Lachen, die gerade in seine Wiege oder seinen Kinderwagen schauen.

In der Bibel finden sich einzelne Verse zum Schmunzeln, aber keine richtigen Witze, auf jeden Fall kein Buch der Witze. Dass Jesus gelacht hat, ist in den Evangelien nicht überliefert. Zu viel von dem, was er erlebt, gesagt, erlitten hat, ist überhaupt nicht zum Lachen.

„Hat Jesus gelacht?“ In Umberto Ecos Bestseller „Der Name der Rose“ geht es genau um diese Frage.

„Hat Jesus gelacht?“ Diese Frage hat sich Umberto Eco nicht ausgedacht. Er war ein Spezialist in Sachen Kirchengeschichte, besonders des Mittelalters.

„Hat Jesus gelacht?“ Lachen war lange Jahrhunderte verdächtig, eine Gefahr für frommen Ernst und Eifer. Und Lachen ist immer eine Gefahr für jede Form von Hierarchie.

„Hat Jesus gelacht?“ Man könnte meinen, heute habe niemand mehr ein Problem mit dem Lachen. Aber ein guter Freund von uns, ein ausgewiesener Kenner des Evangelischen Gesangbuchs, hat uns auf das Lied 608 aufmerksam gemacht. Dort haben die Herausgeber noch in der aktuellen Ausgabe den ursprünglichen Satz eines beliebten Kanons abgeändert: von „der lacht und spricht“ in „der zu mir spricht“. Offenbar waren noch Ende des 20. Jahrhunderts einflussreiche Theologen und Kirchenmusiker reserviert gegenüber dem Lachen!

Freude ja, aber beim Lachen hört der Spaß auf.

Wir singen jetzt diesen Kanon EG 608 miteinander – und zwar mit dem Lachen. Zum Genialen dieses Kanons gehört, dass man das Lachen in die Melodie an ihrem höchsten Punkt so wunderbar hineinklingen lassen kann. Wir singen eine adventlich-weihnachtliche Textversion von Volker Keding:

„Das wünsch ich sehr, dass stets ein Engel bei mir wär,

der lacht und spricht: Fürchte dich nicht!“

Impuls Teil 2

Ein göttliches Kind, ein kindlicher Gott. Für viele Menschen – damals wie heute – ein Witz der Weltgeschichte.

Dabei gehört dieser Geistesblitz, diese Erfahrung, diese geniale Entdeckung seit 2000 Jahren zum Weltkulturerbe der Menschheit.

Ein Mensch als Gott, ein Gott als Mensch. Schwer zu glauben, dass Menschen von selbst darauf gekommen sind. Darauf kann doch eigentlich nur Gott selber gekommen sein!

Die göttliche Aufwertung unseres Menschseins, die wir an Weihnachten feiern, musste auch im Christentum immer wieder erst mühsam entdeckt, wiederentdeckt, durchbuchstabiert werden. Und doch hat dieser Geistesblitz Geschichte gemacht und geprägt. Nicht mit Macht, sondern mit einer Vollmacht, die in seiner Ohnmacht liegt.

Krippe und Kreuz haben menschliche Vorstellungen auf den Kopf gestellt. Dieser Durchbruch und Aufbruch einer neuen Schöpfung, eines neuen Seins, eines neuen Menschseins ist nicht nur Grund zum Freuen, sondern auch zu befreitem und befreiendem Lachen.

Das Kind in der Krippe liegt im Fokus der Christen. Aber dieses Kind gehört nicht den Christen. Es ist für alle da. Ein Geschenk an die Menschheit. Auch Andersgläubige und Menschen, die an einen Gott nicht glauben, werden von ihm angelacht. Das Kind in der Krippe gehört deshalb nicht in Kirchen oder fromme Nischen, sondern genau hierher, in die Öffentlichkeit, mitten in unsere Stadt.

Ein neugeborenes Kind ist nicht zum Fürchten. Es ist zum Liebhaben, zum Anlachen, zum Beschenken und zum Beschützen da. Genauso will der Gott sein, der so kommt. Er will nicht Angst einflößen, sondern Mut machen. Er will uns nicht in die Knie zwingen. Und doch finden sich seit den Hirten und Königen immer wieder Menschen, die vor diesem Geheimnis freiwillig ihre Knie beugen. Er will uns einen aufrechten Gang und ein Lachen lehren, auch angesichts von Leid und Tod und Corona. Ein Lachen, das in tiefster Nacht noch strahlt.

Das Lachen dieses Kindes gilt jedem, der es anschaut. Und es verwandelt den, der es mit dem Herzen ansieht.

Gottes zu bedürfen bleibt des Menschen höchste Vollkommenheit.

Des Menschen zu bedürfen bleibt Gottes höchste Vollkommenheit.

Kanon

„Das wünsch ich sehr, dass stets ein Engel bei mir wär,

der lacht und spricht: Fürchte dich nicht!“

Fürbitten

Wir bitten dich für alle, die Zuhause gebliebenen sind. Sende ihnen Grüße von hier, schenke ihnen Kontakte und Hoffnungszeichen im kommenden Advent.

Wir bitten: Friedenskind, fülle unsern Mund mit Lachen.

Wir bitten dich für Kranke, Verzweifelte, Sterbende und Trauernde, stärke und tröste sie mit deinem Lachen. Schenke ihnen Futter für ihre Seele und Energie für ihren Alltag.

Wir bitten: Friedenskind, fülle unsern Mund mit Lachen.

Wir bitten dich für die Verantwortlichen in unserer Stadt, in unserem Land und unseren Kirchen, gib ihnen Mut notwendige Entscheidungen zu treffen. Schenke ihnen Kreativität, Zuversicht und Rückhalt aus der Gesellschaft.

Wir bitten: Friedenskind, fülle unsern Mund mit Lachen.

Wir bitten dich für die vor uns liegende Adventszeit. Schenke allen, gerade auch denen, die dich nicht erwarten, dein Lachen und eröffne ungeahnte Horizonte.

Wir bitten: Friedenskind, fülle unsern Mund mit Lachen.

Wir bitten dich für uns und für die, die uns nahestehen.

Und sprechen gemeinsam dein Gebet, das uns verbindet.

Vaterunser

Musik „Friedenskind“ (aus Freitöne)

Segen

Das Friedenskind in der Krippe segne uns.

Es erfülle unsere Sehnsucht mit Zärtlichkeit

   und unsere Augen mit Lachen.

Wenn wir ihn nicht mehr bedecken müssen,

   dann soll unser Mund voll Lachens sein

   und unsere Zunge voll Rühmens.

Das Friedenskind in der Krippe erfülle unsere Ohren mit Musik

   und unsere Nase mit den Düften der Adventszeit.

Es füttere unsere Herzen mit Hoffnung

   und strahle aus unseren Gesichtern.

Uns segne der Menschgewordene,

wie er uns geträumt hat,

dass wir niederknien und den aufrechten Gang lernen,

großzügiger als gewohnt,

glücklicher als wir uns trauen,

mutiger und freier als wir zu dieser Andacht gekommen sind.

Amen.

Musik  „Friedenskind“ (aus Freitöne)

 

Dank an Karsten Fuchs, ceventec Veranstaltungstechnik, Alexander Diosegi als Kameramann. Dank an Posaunenchor unter Leitung von Hans-Peter Dreß und Propsteikantor Karsten Krüger. Dank an unsere Stadt, das Kirchenladenteam und unsere Ordner.

Verantwortlich: Marianne und Uwe Schirrmeister